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Diamanten
als Fenster
zum Plasma
Die Plasmaheizung
des Wendelstein
7-X
Ein kritisches Bauteil eines Gyrotrons ist ebenfalls das Fenster zwischen der Röhre und der Außenwelt.
Um die Wärmeverluste im Fenster relativ niedrig zu halten, wurden diese aus künstlichen
Diamanten mit hoher Reinheit hergestellt. Die Diamantscheiben,
die in Zusammenarbeit mit
dem Karlsruher Institut für Technologie von den Firmen Diamond Materials und Element Six in
einem weiterentwickelten Verfahren durch Gasphasenabscheidung (CVD) gefertigt wurden, sind
mit einem Durchmesser von bis zu 120 Millimetern und einer Dicke von 1,8 Millimetern in dieser
Größe weltweit einmalig und hervorragend für Anwendungen in der Millimeterwellenheizung
geeignet.
Die Diamantfenster benötigen eine zuverlässige Kühlung. Die Kühlung mit Wasser birgt die
Gefahr von Korrosion, daher wurde in dieser Entwicklung erstmals erfolgreich Silikonöl als
Kühlmittel eingesetzt. Zudem hat die Firma Reuter Technologie in Zusammenarbeit mit dem
Karlsruher Institut für Technologie in einer mehrjährigen Kooperation profundes Wissen in der
Löttechnik zwischen Diamant und Kupfer mit speziellen Kupfer-Silber-Titan-Loten aufgebaut.
Diese Lötung bietet die Grundlage zum Aufbau eines Diamantfensters, das nach einem weiteren
Lötschritt von einem Edelstahlgehäuse umgeben und in eine Standard-Millimeterwellen-Übertragungsleitung
eingebaut ist. Bei der Herstellung der Diamantfenster mit der integrierten Kühlung
lag eine besondere Herausforderung in der Lötung der unterschiedlichen Werkstoffe bei gleichzeitig
geforderter Hochvakuumfestigkeit.
Aktuell wird daran gearbeitet, ein 1,5 Megawatt-Gyrotron für den Dauerbetrieb an Wendelstein
7-X zu entwickeln, sowie die Übertragungsleitungen für den Ausbau von inzwischen zehn auf
dann zwölf Röhren zu ertüchtigen. Teil dieser Maßnahme zur Erweiterung der Heizleistung an
Wendelstein 7-X ist ein erneuter Industrieauftrag bei Thales zum Bau eines 1,5 Megawatt-Prototyp
Gyrotrons. Die Auslegung dieses Gyrotrons basiert auf der Konstruktion des erfolgreich
eingesetzten Wendelstein
7-X-Gyrotrons, das auch die Basis für das europäische Gyrotron für den
internationalen Experimentalreaktor ITER bildet.
Hochleistungsmikrowellenröhre für den Dauerbetrieb
Alle diese Verbesserungen im Konzept und im technischen Detail ebnen neue Wege
für Hochleistungsmikrowellenröhren, wie sie in der Kommunikationstechnik, in der
Materialbearbeitung sowie für das Fusionsexperiment ITER und das erste Fusionskraftwerk
DEMO notwendig sind. Thales Electron Devices als Hauptauftragnehmer hat sich
im Rahmen dieser Aufträge in einem hohen Umfang Wissen erarbeitet, das zuvor nicht
vorhanden war und ist jetzt deutlich besser am Markt platziert. Die Firmen Diamond
Materials und Reuter Technologie haben sich mit ihrem speziellen Knowhow für künftige
Aufträge ebenfalls deutlich besser aufgestellt.
Foto: IPP, Wolfgang Filser