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KLEINE UND MITTLERE
UNTERNEHMEN
Tschüss, Platzproblem!
Kabelbiegen für ASDEX Upgrade
dere Anforderungen gestellt: Um Lichtbögen zwischen benachbarten
Windungen zu vermeiden, ist der kupferne Leiter in ein
Schutzrohr aus Edelstahl eingebettet. Die Isolierung zwischen
den wassergekühlten Kupferleitern wird durch eine 2,5 Millimeter
dicke Tefzel- bzw. Teflon-Beschichtung realisiert (Tefzel
Insulated Conductor, kurz TIC). Das Edelstahl-Schutzrohr
wirkt als elektrischer Schutzschirm sowie als Vakuum-Barriere.
Mit einem Durchmesser von 26 Millimetern ist die Steifigkeit
des Leiters beachtlich – ähnlich der eines typischen Handlaufs
aus Edelstahl. Wegen des begrenzten Zugangs ist es nicht möglich,
eine komplette Spule in den Vakuumbehälter zu bringen;
die Spule muss daher im Gefäß gebogen werden. Infolgedessen
sind zwei Aufgaben zu lösen: Erstens die Herstellung eines
speziellen, an die Anforderungen von ASDEX Upgrade angepassten
Leiters und zweitens die Entwicklung von Verfahren
für das Biegen im Gefäß zusammen mit der Konstruktion der
entsprechenden Werkzeuge.
Beide Aufgaben werden in Kooperation mit externen Unternehmen
bearbeitet. Der TIC-Leiter wurde in Zusammenarbeit
mit dem ICAS-Konsortium mit Sitz in Frascati/Italien gefertigt.
ICAS besitzt Erfahrung in der Herstellung wassergekühlter
Leiter mit Edelstahlschutz, elektrisch isoliert mit Keramik
ICAS-Konsortium,
Frascati, Italien
SeaAlp-Konsortium,
Genua, Italien
ASDEX Upgrade im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik
in Garching ist das größte nationale Fusionsexperiment
vom Typ Tokamak in Europa. Um die
Wechselwirkung zwischen dem heißen Fusionsplasma und den
umgebenden Wänden zu regulieren, ist ASDEX Upgrade mit
einem besonderen Bauteil ausgerüstet, mit einem „Divertor“.
Ein spezielles magnetisches Feld, das Divertor-Feld, lenkt den
äußeren Rand des Plasmas auf robuste, wassergekühlte Platten
an der Gefäßwand.
Die Untersuchung „alternativer“ Konfigurationen für das
Divertor
Feld ist ein nächster großer Schritt im Forschungsprogramm
von ASDEX Upgrade. Ziel ist es, die magnetischen
Feldlinien im Divertor-Bereich so aufzufächern, dass der Energiefluss
entlang der Feldlinien über einen größeren Bereich der
Gefäßwand verteilt und so die lokale Wärmebelastung der Divertor
Platten gesenkt wird.
2016 startete das Projekt zu Entwicklung und Einbau des neuen
Divertors. Er wird den „klassischen“ Divertor am Boden des
Gefäßes ergänzen und an der Oberseite des Plasmagefäßes liegen.
Das benötigte Magnetfeld sollen zwei im Plasmagefäß einzubauende
Spulen erzeugen. Das Produkt aus Spulenstrom und
Windungszahl wird bis zu 52 Kiloampere x Windung betragen.
Weil außerdem während des Betriebs bei gewissen Störungen
in den Spulen Spannungen bis zu einem Kilovolt pro Windung
induziert werden könnten, werden an den Spulenleiter beson-
Produktion des TIC-Leiters
Foto: ICAS