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▶ Besonders schwierig ist das Fügen des kohlenstofffaserverstärkten
Kohlenstoffs auf die wassergekühlte Wärmesenke
aus einer Metalllegierung. Der Kohlenstoff ist dem Plasma
und sehr hohen Wärmeflüssen ausgesetzt. Die Wärmesenke
wird bei hohem Druck von Wasser durchströmt. Um beide
Elemente zu verbinden, versah man den Kohlenstoff zunächst
mit einer strukturierten Kupferschicht, die erst danach auf die
Metallsenke
geschweißt werden konnte. Nur so war eine gute
Wärmeleitung von der Oberfläche der Kohlenstoffschicht zur
Wärmesenke sicherzustellen. Gleichzeitig galt es, die unterschiedliche
Wärmeausdehnung der Materialien zu kompensieren.
Dieses Verfahren wurde von Plansee patentiert.
▶ Die wassergekühlten Wärmesenken müssen im Dauerbetrieb
große Wärmemengen abführen können. Das Kühlwasser wird
unter hohem Druck durch das Innere des Metallkörpers geleitet.
Dafür musste der Kühlkanal so gestaltet werden, dass die
Wasserströmung
turbulent wird und so mehr Wärme transportieren
kann.
▶ Die Qualitätssicherung für dieses komplexe, aus mehreren
Materialien zusammengesetzte Bauteil stellte vor allem bei der
Serienfertigung (insgesamt 890 Stück, 18.000 Kacheln) eine
Herausforderung dar. Das IPP als Auftraggeber hat mit der Firma
Plansee einen Qualitätssicherungsplan entwickelt, der auf
einer Mischung aus systematischen Prüfungen und stichprobenartigen
Hochbelastungstests beruht. Bei der zerstörungsfreien
Prüfung der Verbindungen konnte man nicht auf Standardverfahren
zurückgreifen. Die Firma entwickelte spezielle Prüfverfahren
auf der Basis von Ultraschall-, Röntgen- und Thermografieuntersuchungen.
Zehn Millionen Watt pro Quadratmeter – damit ist die Wand
des Wendelstein 7-X höher belastet als die Flügelkanten des
Space Shuttle beim Eintritt in die Atmosphäre (6 Millionen
Watt pro Quadratmeter, die dort allerdings „nur“ für einige
100 Sekunden auftreten). Auch dort werden kohlefaser-
verstärkte Kohlenstoffkacheln verwendet. Hier treffen sich
Raumfahrt- und Fusionstechnologien im Bereich der extrem
wärmebelasteten Materialien. Unter der Leitung des IPP
wurde zu diesem Thema ein großes EU-gefördertes europäisches
Verbundprojekt durchgeführt: EXTREMAT. Plansee
war unter den über 30 vornehmlich industriellen Partnern
führend beteiligt.
Basierend auf einer
für das französische
Fusionsexperiment
Tore Supra entwickelten
Technologie hat
Plansee mit dem IPP
diese Technologie
für Wendelstein 7-X
weiterentwickelt und
dabei die Qualität und
die Zuverlässigkeit
verbessert. Die gut
wärmeleitende Verbindung
von kohlefaserverstärktem
Kohlenstoff
mit Metallen wird
sicherlich auch in
anderen
Technologiefeldern
zur Anwendung
kommen.
Targetelemente bei der Thermografieprüfung
Foto: Plansee SE