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Von all diesen Weiterentwicklungen im Stahlbau hat MAN Energy Solutions direkt oder indirekt als Unternehmen profitiert.
Neue Techniken wurden eingeführt und mit dem IPP als Auftraggeber verfeinert. Sie sind in die Serienproduktion
petrochemischer und chemischer Reaktoren bei MAN eingeflossen. Bereits hochqualifizierte Fachkräfte konnten
ihre Kompetenz erweitern und bauen nun für den internationalen Fusionstestreaktor ITER die größte jemals gefertigte
Edelstahl-Hochvakuumkammer zusammen. Angesichts seiner nachgewiesenen Expertise in komplexer Edelstahlverarbeitung
und innovativer Schweißtechnologie erhielt das Unternehmen zudem den Zuschlag, für ITER Stutzen sowie
Stutzenverlängerungen zu liefern. Über diese an den Öffnungen sitzenden Stutzen ist die Plasmakammer für Fernbedienvorgänge
und andere Systeme wie Diagnose-, Heiz- und Vakuumsysteme zugänglich.
▶ Die gewählte Technik, das Gefäß aus einzelnen Stahlstreifen
aufzubauen, die zuvor aus vorgeformten Segmenten gefertigt
wurden, ist äußerst innovativ, setzt aber höchst entwickelte
Schweißtechnologien voraus, um den Schweißverzug unter
Kontrolle zu halten. Diese Technologien wurden hier spektakulär
auf die Probe gestellt.
▶ Für den Einbau der Wandelemente im Plasmagefäß waren
Stahlkonsolen erforderlich, die äußerst präzise positioniert
werden mussten. Das Unternehmen hat sich hierfür einen
Sechs-Achsen-Handhabungs-Roboter angeschafft, den es seither
standardmäßig nutzt. Um die 300 Öffnungen präzise herausarbeiten
zu können, hat es sich ferner das dreidimensionale
Wasserstrahlschneiden zugänglich gemacht.
Die 70 Magnete des Wendelstein 7-X werden mit flüssigem
Helium auf -270 Grad Celsius abgekühlt. Sie kommen in den
supraleitenden Zustand und verbrauchen nach dem Einschalten
kaum Energie. Das Plasmagefäß, das Außengefäß und alle 254
Stutzen-Rohre, über die das Maschineninnere erreichbar ist,
sind mit einer thermischen Isolation versehen. Dabei handelt es
sich um eine geknitterte, mehrlagige, aluminiumbeschichtete
Kunststofffolie, die mit einer aktiv gekühlten Hülle bedeckt
ist. Das war eine herausfordernde, vorher noch nie bewältigte
technische Aufgabe, die MAN Energy Solutions und das IPP
gemeinsam gelöst haben.
Zugangsstutzen für den internationalen
Experimentalreaktor ITER
Beim Zusammenbau des ITER-Kryostaten – hier der „Upper
Cylinder“ – stellen die Deggendorfer ihr Knowhow in komplexer
Edelstahlverarbeitung erneut unter Beweis.
Foto: MAN Energy Solutions
Foto: ITER